Glitzer statt Grinch
Eine kleine Weihnachtsgeschichte aus dem Hotel Gassner
Im Hotel Gassner war in den Tagen vor Weihnachten stets viel los. Gäste reisten an, in der Gassner Küche wurde fleißig am Weihnachtsdinner gefeilt, und in der Lobby duftete es nach Tannenzweigen, Weihrauch und frisch gebackenen Keksen. Die Atmosphäre war warm und festlich – und doch lag etwas in der Luft, das sonst nicht da war.
Eine leise Unruhe. Ganz so, als würde alle Welt reden, aber keiner mehr so richtig zuhören. Die Menschen fühlten sich müde von ihrem Alltag, waren voller Gedanken, Pläne und Erwartungen. Jeder war freundlich, aber irgendwie auch abgelenkt. Selbst der Schnee, der sanft auf die Terrasse fiel, schien unbemerkt zu bleiben – nur für eine nicht: unsere Sophie.

Sophie ist das jüngste Kind von Sandra und Hans-Peter.
Sie liebt das Hotel, die warmen Farben im Wohnzimmer, das Knistern der Feuerschale auf der Terrasse und die tanzenden Schneeflocken, die sie vom Fenster aus beobachtet. Für sie ist der Winter eine Einladung, ihrer kindlichen Neugier zu folgen und auch immer mal wieder einfach so im Moment zu verweilen.
Doch an jenen Tagen wirkten alle seltsam gestresst. Sie eilten hin und her, redeten über Skikurse, Geschenke und vergangene Tage. Sophie spürte eine kleine Traurigkeit in sich. Sie sehnte sich nach diesem Weihnachtsgefühl, das sie sonst wie ein warmer Schal in der kalten Winternacht umhüllte. Dieses Jahr schien es sich noch zu verstecken.
Also ging sie hinaus – in den verschneiten Gassner-Garten, hin zum Baumhaus, wo die Bäume im Mondlicht glitzerten und die Welt für einen Moment stillstand. Sie wanderte zur Wildtierfütterung, hielt Ausschau und lauschte. Zuerst hörte sie nur den Wind. Dann das leise Rieseln des Schnees, der von den Ästen fiel. Und dann – ein Flüstern.
„Endlich hört uns wieder jemand zu!“
Sophie blinzelte. Vor ihr stand ein kleiner Spatz, derselbe, der beim Frühstück immer vor dem Restaurantfenster umherflatterte. Hinter ihm hüpfte eine Amsel. Und ein Eichhörnchen kletterte neugierig vom Baumhaus herab.
„Ihr… könnt reden?“, flüsterte Sophie.
„Schon immer“, antwortete der Spatz. „Nur hört uns niemand mehr.“ Die Amsel schüttelte ihre Federn. „Ihr Menschen habt so viel Lärm im Kopf. Da bleibt kein Platz mehr für das Magische.“
„Was ist das Magische?“, fragte Sophie.
Das Eichhörnchen setzte sich auf einen Ast und lächelte – zumindest sah es so aus. „Das Magische“, sagte es, „ist das, was wirklich wichtig ist: ein gemeinsames Essen mit den Liebsten, bei dem jeder erzählt, wie sein Tag war und die anderen achtsam zuhören. Menschen, die dir ein Lächeln schenken, ohne etwas sagen zu wollen. Ein Moment, der einfach so in den Tag fällt und dich im Herzen berührt. Eine Hand, die dich einlädt, gemeinsam in dieselbe Richtung zu gehen. Ein offenes Ohr, wenn es um das Wesentliche geht.“
Sophie spürte, wie ihr warm ums Herz wurde und hörte zu.
Sie blieb eine Zeit lang mit den Tieren an der Wildfütterung sitzen – und es wurden immer mehr. Sie lauschte ihren Geschichten, stellte Fragen – und fand plötzlich dieses Weihnachtsgefühl wieder, das sie so sehr vermisst hatte. Ganz leise hatte es sich eingeschlichen. Beim Erzählen und Zuhören.
Als sie später ins Hotel zurückkam, entzündete Sonja gerade alle vier Kerzen am Adventskranz. „Sophie, du siehst so zufrieden aus“, sagte sie. „Was hast du draußen entdeckt?“ Sophie lächelte. „Das Magische. All das, was das Leben zum Glitzern bringt“, sagte sie. „Die Tiere haben mir davon erzählt. Es war so schön, ihren Geschichten zu lauschen.“
Sonja blieb stehen. Auch sie lauschte und hörte der Kleinen neugierig zu, was sie zu erzählen hatte. Genau das war es, was ihr für den Weihnachtsabend noch gefehlt hatte: eine kleine Weihnachtsgeschichte für alle, die sich manchmal wie ein Grinch fühlen, mit all den Herausforderungen, die das Leben mit sich bringt. Für alle, die sich nach etwas Glitzer sehnen, nach dem Magischen. Wie gut, dass sie sich die Zeit genommen hatte, der kleinen Sophie zuzuhören.
Und während Sonja später ihren Gästen von Sophies Weihnachtsgeschichte berichtete, blickten die Tiere aus dem Wald neugierig durchs Fenster und beobachteten, wie die Herzen der Gäste nach und nach wieder zu funkeln und zu glitzern begannen. Das Magische war heimgekehrt und bescherte allen, die ihr Herz für das Wesentliche öffneten, eine unvergesslich schöne Weihnacht im Gassner.
Wir wünschen dir von ganzem Herzen eine zauberhafte Weihnacht und gemütliche Feiertage mit deinen Liebsten. Möge es funkeln und glitzern, die Herzen für das Wesentliche öffnen und euch eine richtig schöne Zeit bescheren. Von Herz zu Herz, Sonja und Hans-Peter Gassner mit Familie und der gesamten Gassner Seilschaft



